Osteoporose: Schlanke öfter betroffen
Frauen haben ein deutlich höheres Risiko daran zu erkranken als Männer. Osteoporose kann genetische Gründe haben, aber auch krankheitsbedingt sein. Schlanke Menschen und Raucher sind eher betroffen.
Nein, an Osteoporose stirbt man nicht. Unter Umständen aber an den Folgen eines Bruches, der bei älteren Menschen mit einem Krankenhausaufenthalt und Bettlägerigkeit einhergehen kann. Dabei ist Osteoporose, der sogenannte Knochenschwund, heute sehr gut therapierbar. Dazu muss die Erkrankung aber erst einmal erkannt sein. Die schlechte Nachricht: Man merkt nichts vom Knochenabbau. Die gute Nachricht: Das individuelle Risiko hängt von bekannten Faktoren ab. „Man kann das persönliche Risiko gut einschätzen, wenn man die Risikofaktoren kennt“, sagt Orthopäde Joseph Heussen vom Albertuszentrum, in dem sich Gladbachs einziges osteologisches Schwerpunktzentrum befindet
Primäre Osteoporose ist genetisch bedingt. Hier ist es gut zu wissen, ob die Erkrankung in der Familie bereits aufgetreten ist. „Vererbung ist ein harter Faktor, der das Risiko stark erhöht“, sagt Facharzt Heussen. Ein weiterer Risikofaktor ist ein Body Mass Index von unter 20. Ausnahmsweise sind die Schlanken bei dieser Krankheit im Nachteil. Weniger überraschend ist, dass das Rauchen Osteoporose wahrscheinlicher macht.
Während Osteoporose bei Frauen nach den Wechseljahren grundsätzlich ein Thema ist, ist der Knochenschwund bei Männern oft eine Sekundärerkrankung. Dann geht die Osteoporose mit einer Erkrankung der Niere oder der Schilddrüse einher. Auch Testosteron-Mangel, Diabetes oder Rheuma können dazu führen. Ebenso gilt die Behandlung mit Medikamenten wie Cortison, Blutverdünnern wie Marcumar oder Anti-Epileptika ebenso wie eine Brustkrebstherapie als Risikofaktor. Um das persönliche Osteoporose-Risiko abzuschätzen und eventuell präventiv tätig zu werden, muss man schließlich noch das individuelle Sturzrisiko berücksichtigen: Wie sicher fühle ich mich auf den Füßen? Neige ich zu Schwindel oder stolpere ich häufig?
Wer aufgrund der Risikofaktoren zu dem Ergebnis kommt, möglicherweise gefährdet zu sein, kann eine Knochendichte-Messung vornehmen lassen. Es gibt unterschiedliche Methoden, als Goldstandard gilt das DXA-Verfahren, das allerdings von den gesetzlichen Kassen im allgemeinen nicht bezahlt wird. „Es hat eine hohe Trefferquote“, weiß Heussen aus Erfahrung. Allerdings hilft das beste Messverfahren nichts, wenn das Ergebnis nicht von einem erfahrenen Mediziner interpretiert wird. „Eine Verschleißzacke an der Wirbelsäule kann ein gutes Mess-Ergebnis hervorbringen, obwohl sie ein Anzeichen für Osteoporose sein kann“, erklärt der Orthopäde.
Deuten die Ergebnisse der Knochendichte-Messung auf Osteoporose hin, sollte die Therapie schnell eingeleitet werden. „Man sollte schon bei gelber Ampel handeln und nicht erst auf Rot warten“, sagt Heussen. Zur Behandlung kann unter anderem gehören, den Vitamin-D-Spiegel deutlich zu heben. „Vitamin D ist der Türöffner für das Kalzium“, erläutert der Orthopäde. Neben einer individuell angepassten Therapie ist das Training eine wichtige Säule, denn so kann nicht nur der Muskel-, sondern auch der Knochenaufbau gezielt angeregt werden. „Osteoporose lässt sich heute exzellent behandeln“, erklärt Orthopäde Heussen.
Rheinische Post vom 7.11.2018, von Angela Rietdorf