Diabetische Neuropathie: Nerven-Dekompression könnte Betroffenen helfen

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Eine Studie des University of Texas Southwestern Medical Center, USA, zeigt einen langfristigen Nutzen der chirurgischen Dekompression von Nerven, um bei Patienten mit diabetischer Neuropathie die Schmerzen in den unteren Extremitäten zu reduzieren.

Die chirurgische Dekompression von Nerven, die sonst zur Behandlung von Erkrankungen wie dem Karpaltunnelsyndrom und Ischias eingesetzt wird, könnte auch eine Rolle bei der Linderung der Schmerzen von Patienten mit diabetischer Neuropathie spielen. Das haben Forscher des University of Texas Southwestern Medical Center, USA, herausgefunden. Die fünfjährige Studie, die in der Fachzeitschrift „Annals of Surgery“ veröffentlicht wurde, war die erste randomisierte Kontrollstudie, in der die Wirksamkeit der Dekompression von Nerven der unteren Extremitäten bei Patienten mit diabetischer peripherer Neuropathie untersucht wurde.

„Diabetische Neuropathie kann zu Behinderungen führen, die die Mobilität einschränken und die Lebensqualität stark beeinträchtigen“, kommentiert der Studienleiter Dr. Shai Rozen, Professor für Plastische Chirurgie. „Man geht davon aus, dass etwa ein Drittel der Menschen mit Neuropathie-Schmerzen an einer Nervenkompression leiden, bei der direkter und chronischer Druck auf einen peripheren Nerv ausgeübt wird, und zwar aufgrund physiologischer Veränderungen, die durch Diabetes hervorgerufen werden. Unsere Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass eine chirurgische Dekompression der Nerven, bei der die komprimierten Nerven von dem sie umgebenden Gewebe befreit werden, für diese Menschen eine dauerhafte Linderung bedeuten könnte.“

An der Studie nahmen 78 Patienten teil, die nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt wurden. Eine Gruppe wurde operiert, die andere diente als Beobachtungsgruppe und erhielt nur Medikamente. Bei denjenigen, die für eine Operation ausgewählt wurden, wurde auch ein Bein nach dem Zufallsprinzip für eine „Scheinoperation“ ausgewählt -bei der der Chirurg Einschnitte vornimmt, um den Eingriff zu imitieren, jedoch ohne die wichtigsten therapeutischen Maßnahmen (d.h. die Freisetzung von Nerven)-, während das andere Bein einer Nervendekompression unterzogen wurde.

Die Patienten erklärten sich damit einverstanden, dass ihnen nicht mitgeteilt wird, an welchem Bein die Scheinoperation und an welchem die Dekompressionsoperation durchgeführt wurde. Auch die Gutachter wussten nicht, zu welcher Gruppe die Patienten gehörten. „Diese Verblindung von Patienten und Gutachtern erhöht die Zuverlässigkeit der Ergebnisse zusätzlich“, erklärt Rozen.

Positive Langzeitwirkung auf die Schmerzen

Bei den Nachuntersuchungen füllten die Patienten Standardfragebögen zu Schmerzen und Lebensstil aus. Bei der 12-monatigen Nachuntersuchung berichteten die Patienten, die sich einem chirurgischen Eingriff unterzogen, über deutlich weniger Schmerzen in beiden Beinen, während die Schmerzwerte der Beobachtungsgruppe unverändert blieben. Nach 56 Monaten meldete die chirurgische Gruppe unter den gleichen, von Patienten und Gutachtern verblindeten Bedingungen eine noch stärkere Schmerzreduzierung, während die Beobachtungsgruppe schlechtere Schmerzen hatte. Anders als bei der 12-monatigen Nachuntersuchung berichteten die Patienten der chirurgischen Gruppe jedoch über eine weitaus stärkere Verbesserung in ihren dekomprimierten Beinen als in ihren scheinchirurgischen Beinen.

„Die Ein-Jahres-Berichte über die Schmerzverbesserung in beiden Beinen könnten bedeuten, dass ein Placebo-Effekt vorliegt, aber die Fünf-Jahres-Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Eingriff tatsächlich eine positive Langzeitwirkung auf die Schmerzen hat“, erläutert Rozen. „In der medizinischen Fachwelt wird immer noch viel über den Wert der Dekompressionschirurgie bei der Behandlung der diabetischen Neuropathie diskutiert, und obwohl diese Studie das Problem nicht löst, sollte sie dazu beitragen, den Diskurs zwischen den Beteiligten zu erweitern und hoffentlich zu noch mehr Forschung führen. Ziel ist es, die Wirksamkeit der Nervendekompression bei diabetischer Neuropathie besser zu verstehen und unsere Fähigkeit zu verbessern, Patienten zu identifizieren, die wahrscheinlich auf einen chirurgischen Eingriff ansprechen“, fügt er hinzu.

Quelle: MedCon Health Contents GmbH, University of Texas Southwestern Medical Center, 20.03.2024
Beitragsfoto: Svitlana via stock.adobe.com

Veröffentlicht am: 2. September 2024Kategorien: Orthopädie

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